Euba
Im Jahre 1796 konnte eine evangelische Pfarrkirche an Stelle des 1794 abgebrannten Vorgängerbaus errichtet werden. Es handelte sich um eine schlichte Saalkirche mit Westturm.
Etwa einhundert Jahre später, zwischen 1898 und 1900, wurde das Gebäude unter der Leitung von Fritz Reuter aus Dresden nach seinen eigenen Entwürfen im Inneren und Äußeren umgebaut, u. a. erhielt die Kirche Treppenhäuser. Dabei war es möglich, die gesamte Ausstattung aus dem Vorgängerbau zu übernehmen: So fanden der stattliche barocke Kanzelaltar, der Flügelaltar auf der linken Altarraumseite, der um 1480/90 entstand, und 1908 übermalt und restauriert wurde, die Orgel von 1744, die 1939 von der Orgelbaufirma Eule Bautzen restauriert und umgebaut wurde und die 1596 von Michael Hegewald gestiftete Sandsteintaufe deren Fuß vier sitzende, betende Kinder in Taufkleidern zieren, ihren Platz.
Offene Kirche: Immer dienstags
17:00 bis 18:00 Uhr (April bis Oktober)
verweilen, entspannen, beten. Wir laden alle herzlich dazu ein!
Das Gebet für Gemeinde, Kirche und Welt findet immer dienstags 17:30 Uhr während der Zeit der offenen Kirche statt.
Besonders imposant anzusehen ist der Flügelaltar – seit 2005 im linken Altarraum zu finden – in dessen Schrein Maria zwischen Elisabeth und Johannes Evangelista zu sehen ist, auf den Flügeln können wir den heiligen Michael, einen Bischof und zwei weibliche Heilige sowie Johannes d. T. , die heilige Dorothea und andere Heilige wahrnehmen. Auch die Grabdenkmäler (Material: Porphyrtuff), die aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen, an der Rückseite des Kirchenschiffs und in der Turmhalle sind einen Blick wert.
Historie
1250 | Die Meißner Bistumsmatrikel erwähnte das Dorf (E) Ybe oder (E) Ywe´ (n) erstmalig als Kirchendorf, das dem Kloster Zschillen (heute: Wechselburg), steuerpflichtig war. Nach 1317 wurden die Abgaben an das Benediktinerkloster Chemnitz geleistet (Jetzt Schloss Chemnitz) Mobile Priester lasen in einem Holz- oder Fachwerkkirchlein, das sich die Bewohner unter der Leitung geschickter Mönche errichtet hatten. |
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Anfang 15. Jhd. | Der Bau einer gotischen Dorfkirche und eines kleinen Pfarrhauses für einen stationären Priester begann. |
Ende 15. Jhd. | Euba erhielt einen gotischen Flügelaltar, der bis 1796 die Kirche schmückte. |
1538 bis 1540 | Katholische Priester flohen aus Zwickau und wurden als letzte katholischen Priester Eubas im Dorf ansässig. |
1542 | Peter Bernhäuter wurde evangelischer Pfarrer in Euba. |
1566 | Die Kirchschule Euba, unter Leitung von Pfarrer Clemens Hunger, wurde erstmalig im Gemeindeblatt erwähnt. |
1597 | Richter Christoph Kluge stiftete zur Einführung des Pfarrers Theophil Mylius einen Taufstein. |
1633 | Das Dorf war durch den 30-jährigen Krieg als auch durch die Pest entvölkert. Das Pfarrhaus war, wie viele Häuser in unmittelbarer Umgebung, zerstört. Der Pfarrer Georg Agricola verließ Euba, um für ein Jahr eine Stelle als Pestpfarrer in Chemnitz anzutreten. |
1672 | Weil sich die Bevölkerung nach den Ereignissen der vergangenen Jahre minimiert hatte, besaß das Dorf keinen eigenen Pfarrer mehr. Zuständig für die Eubaer Gemeinde wurde der Pfarrer Johannes Fritzsch. Nach 39 Jahren konnte das Pfarrhaus wieder aufgebaut werden. |
1743 | Die Dorfkirche erhielt einen neuen Altarleuchter aus Zinn. |
1744 | Die Gemeinde wurde durch eine neue Orgel, die Johann Christoph Oestereich konstruierte, bereichert. |
1797 | Nachdem die alte gotische Kirche 1794 abgebrannt war, mussten die Trümmer drei Jahre später abgerissen werden. Leider konnten nur der Altar, der Taufstein, die Orgel und der Altarleuchter aus den Ruinen gerettet werden. Nach Vorbild der Leubsdorfer Kirche wurde unter der Leitung von Samuel Friedrich Voigt ein neues Gebäude für die Gemeinde errichtet. |
1824 | Dem Wiederaufbau der Kirche schloss sich die Rekonstruktion des Pfarrhauses unter Verwendung des Hibersdorfer Porphyr (vulkanisches Gestein) an. Außerdem wurde das Obergeschoss mit dem Anbau einer Veranda komplettiert, gleichzeitig ersetzte eine Freitreppe den bisherigen Kellereingang |
1898 | Eine gründliche Rekonstruktion und Umgestaltung der Kirche erfolgte nach Plänen von Architekt Reuter. Die Gestaltung der Altarfenster oblag Prof. Josef Goller. |
nach 1945 | Nach dem 2. Weltkrieg wurden neue Glocken aus Stahlguss von Schilling & Söhne aus Apolda installiert. Zudem fand der Gemeindesaal im Seitengebäude, das 1858 entstand, Platz. Die Kanzlei und der Christenlehreraum wurden im Pfarrhaus untergebracht. An den Dächern wurden Sanierungsarbeiten und Erneuerungen durchgeführt. Neben Reparaturen an den Kirchenfenstern und Türen wurden neue Podeste für einen Teil des Kirchengestühls angebracht. Außerdem kam es zum Abriss des hölzernen Kirchenanbaues sowie der Pfarrscheune. Eine elektrische Heizung wurde eingebaut und die Elektroanlage erneuert. |
1992 | Als Notprogramm begann die Restaurierung des Kirchkomplexes. |
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Unsere Orgel
Aus der alten Kirche wurde auch die Orgel, ein Werk mit 579 Pfeifen in 11 Registern, übernommen.
Sie war bis 1744 von einem in Euba geborenen Orgelbauer namens Johann Christoph Oesterreich (1706-1766) gebaut worden. Vor Abriß der alten Kirche hatte “ein Orgelbauer aus dem Voigtlande” die Orgel ausgebaut, hat der spätere Kantor Gerlach ermittelt. Als es um den Wiederaufbau der Orgel ging, ging es dem vogtländischen Orgelbauer offenbar wie einem Kind, das ein Aufziehwerk auseinandergenommen hat: Er brachte es nicht wieder zusammen und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Noch im selben Jahr machte sich der Tischler Rothe aus Gablenz an das Zusammenbauen des Orgelwerkes und brachte zuwege, was der Orgelbauer nicht vermocht hatte.
Diese Orgel war für eine kleine Kirche wie die in Adelsberg, Kleinolbersdorf oder Reichenhain gebaut und somit für die große Saalkirche in Euba viel zu klein. Aber für ein größeres Instrument fehlte das Geld. Auch 1898 hatte man sich so übernommen, dass noch Pfarrer Zill an der Verschuldung der Kirchgemeinde litt.
Die Emporen waren über hundert Jahre lang ohne Anstrich. Erst um die Jahrhundertwende bekamen sie ihren ersten Farbauftrag.
Als dann endlich die Zeit kam, in der man an den Bau einer größeren Orgel denken konnte, begann durch den Weltkrieg ein zähes Ringen. In der Zeit mussten Pfeifen abgeliefert werden und es herrschte Inflation. Pfarrer Johannes Zill und Kantor Friedrich Wolf haben trotzdem für den Bau einer neuen Orgel gekämpft - der wirtschaftlichen Lage und dem Widerstand von Landeskirchenamt und Denkmalpflege zum Trotz. Das Landeskirchenamt forderte ein Fünftel der veranschlagten Summe einzusparen, vier Jahre später die Einsparung eines weiteren Fünftels, das heißt, von ein Viertel der verbliebenen Restsumme. Als die Arbeiten schließlich begannen, schlug das Landesdenkmalamt Dresden zu und forderte den Erhalt des Orgelprospektes der kleinen Orgel für die größere.
Trotz dieser Schikanen hat die Firma Hermann Eule, die den Auftrag übernommen hatte, innerhalb eines Jahres die Orgel gebaut. Das Gehäuse musste allerdings etwas nach rechts und links erweitert werden. Der Prospekt musste auch nach oben vergrößert werden. Und vor allem musste der Gang hinter der Orgel, durch den einst die Gemeinde die Emporen betrat, geopfert werden. Möglicherweise entstand damals aus diesem Grund hinter der Orgel der Bogen, der die Turmwand um dreißig Zentimeter dünner macht. Die obere Empore wurde förmlich durchgesägt, um Platz zu gewinnen für die neue Orgel.
Die Orgel wurde in der damals modernen elektromagnetischen Traktur gebaut. Dabei wird der Befehl, der von der Tastatur ausgeht, durch Elektrokontakte und Relais weitergegeben und realisiert; die Laden öffnen sich pneumatisch. Das hat den Nachteil, dass Feuchtigkeit, Kälte und Wärme, Rost, Spannungsschwankungen und dergIeichen dafür sorgen können, dass Töne nicht klingen oder nicht ausklingen, also heulen. Ein Vorteil ist jedoch, dass bei dieser Orgel Kantoren keine "Schwerarbeiterzulage" brauchen. Klanglich entspricht diese Orgel dem Ideal der Dreißiger Jahre. Damals galt das Albert Schweitzers Silbermann-Orgel-Ideal noch nicht, für das sich die Orgelbaufirma Eule so erfolgreich eingesetzt hatte. Die Orgel hat nun 22 Register, also etwa 1200 Pfeifen. Sie wurde neun Tage nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, am 10. September 1939, in der Kirche montiert und spielt mit Unterbrechungen bis heute. Am 8. Oktober 1939 wurde sie geweiht. Kantor Wolf saß an der Orgel.
Große Verdienste hat Kantor Gerlach für die Pflege und den Erhalt dieser Orgel. Noch in seinen letzten Dienstjahren nahm er Durchsichten und kleine Reparaturen vor. Einmal hat er sie sogar völlig auseinandergenommen, gereinigt und repariert.
Von 1994 bis 1998 war Jutta Schulze Kantorin in Euba. Auf sie folgte Wolfgang Schubert als Kantor von 1998 bis 2017. In diesen Jahren erfolgte ein völliger Umbau der zwischenzeitlich nicht mehr spielbaren Orgel. Dabei wurden die Pfeifen und Register erhalten. Am 22. November 2011 erhielt die Kirchgemeinde den Bescheid zur Sanierung der Orgel (Gesamtsumme: 44.500 Euro, davon denkmalspflegerischer Mehraufwand: 33.820 Euro). Die Sanierung wurde von Familie Hermann Eule Orgelbau GmbH Bautzen durchgeführt. Nach Fertigstellung im Mai 2012 erfolgte am 3. Juni 2012 die Orgelweihe.
Seit dem erklingt die Orgel wieder zum Lob unseres wunderbaren Gottes.