Ostern unterwegs - in der Christuskirchgemeinde 2020
Ostern – wir feien die Auferstehung des Herrn. Eins der größten christlichen Feste – und dieses Mal soll es anders sein, muss es anders gefeiert werden. Die Corona-Pandemie zwingt uns, auf Abstand zu gehen! Distanz halten an einem Tag, an dem es zu jubeln gibt, wo wir miteinander feiern wollen, uns zurufen: „Der Herr ist auferstanden…“ Wie kann das gelingen, wie können wir etwas erfahren von der österlichen Freude…?
Eine kleine Gruppe machte sich – im gesunden Abstand bei der Besprechung – Gedanken dazu. Der Entwurf einer Bremerhavener Pastorin lag vor. So entstand „Mein persönlicher Osterweg“, zu dem wir als Christuskirchgemeinde einluden. In Kleinolbersdorf und in Adelsberg waren die Kirchen offen. Besuchende herzlich willkommen. Ab morgens um 6 brannte -wie andere Jahre auch in der Osternacht – ein Feuer. Hier konnte sich wärmen, wer ankam.
Wer früh schon in der Dämmerung kam, konnte in die noch dunkle Kirche in Adelsberg gehen. Allein die Osterkerze und die Leuchter auf dem Altar – das Licht für Bucaramanga in der Mitte – gaben Orientierung in der Dunkelheit. Leise Taizé-Musik. Als wir in die Kirche gingen, waren wir nur zu zweit. Die Stille empfing uns. Wir konnten uns setzen, andächtig, betend, beieinander. Wir ent-zündeten an der Osterkerze je ein Teelicht und stellten es für Menschen, an die wir jetzt besonders dachten, ans Kreuz, das auf dem Boden lag. Als würde es hier noch von Karfreitag her liegen… Doch mit den ersten Kerzen erhellte sich ein wenig mehr der Raum. Osterlicht, das aufs Kreuz fiel, den Raum erhellte.
Draußen war eine kleine Gruppe von Familien, Paaren, Einzelnen am Feuer und sang vom auferstandenen Christus. (Bemerkenswert, dass wir alle auch in dieser berührenden Situation auf das Einhalten der Vorschriften – Abstand…. – achteten.) Wie stärkend, verbindend: das gemeinsame Singen!
Ab und zu ging jemand in die Kirche, Familien, zu zweit oder still für sich.
Von hier aus begann auch der persönliche Osterweg, zu dem alle eingeladen waren. Ein Begleitzettel beschrieb die 10 Stationen, die sich an den Weg der Emmaus-Jünger anlehnten.
Erstaunlich, wie nahe und wieder neu inspirierend die alte Geschichte mir hier kommen konnte.
Bei Lukas (24, 13-15) steht: „Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.“ Die Jünger müssen erzählen, was sie erlebt haben…, und ich werde angehalten, zu überlegen, was mich gerade bewegt, beschäftigt. Auf dem Flipchart kamen auf diese Weise ganz verschiedene Gedanken, Sorgen, Freude, Glaubens-sätze, Ärger über die Situation… zum Ausdruck. Was uns gerade beschäftigt.
Nun ging der Weg von der Kirche aus weiter, an Gärten vorbei, Feldern… - hier ein Impuls zum Danken – wofür ich Gott danken kann.
An der nächsten Station dann zu „Da blieben sie traurig stehen.“ (Lk 24,17) ein Nachdenken, was mich derzeit belastet – welche Last habe ich zu tragen. Als Symbol konnte ich hier einen Stein mitnehmen und spüren, wie schwer diese Last ist. Der Weg ging bergauf, durch Dunkles, im dichten Wald. Manchmal kam etwas Licht durch… - dann kam die Stelle, wo das Kreuz lag. Ein Verweilen am Kreuz – hier mussten die Jünger verstehen, dass Jesus gekreuzigt wurde und die Schuld für uns auf sich genommen hat. Hier kann ich meinen Stein ablegen – hier am Kreuz. Das ist eindrücklich. Ent-lastet kann ich weitergehen. Inzwischen ist es hell hier, ich laufe in der Sonne, bergab.
Weitere Stationen lassen mich nachdenken, was für mich Engel im Leben sind – oder auch, für wen ich ein Engel bin oder gewesen bin. Eine zarte Feder, die hier mitzunehmen ist, macht die Vorstellung eines Engels bildhaft, leicht. Schön.
Später werde ich daran erinnert, dass es eine Verbindung zum Alten Testament mit seinen Verheißungen gibt. Ich nehme aus einer Dose einen Bibeltext für mich mit.
An einer nächsten Station lese ich von den Jüngern, die sich wünschen, dass Jesus bei ihnen bleibt. Das kenne ich auch: manchmal fühle ich mich allein, einsam. Dann kann ich wie die Freunde Jesu beten: Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.
Der Weg führt nun zurück, über den Friedhof zur Kirche. Mein Herz ist erfüllt von den guten Gedanken meines Weges. Das kann ich mitgestalten auf dem Boden, mit Naturmaterialien. Die Jünger sagen: „Brannte nicht unser Herz?“
(Lk 24,32)
Wie die Jünger kann ich die Botschaft von Ostern weitergeben, kann an andere denken, für sie beten, eine Osterkerze anzünden…. Und mit nach Hause nehmen aus der festlichen Kirche.
Annette Meißner