Besuch von Luise Förster bei der Partnergemeinde in Bucaramanga
In der Adventszeit 2022 war ich für sechs Wochen bei unserer Partnergemeinde in Bucaramanga in Kolumbien zu Gast. Dort habe ich nicht nur unglaublich schöne Landschaften, gutes Essen, mir bisher völlig unbekannte Pflanzen und Früchte und den wahrscheinlich besten Kaffee kennenlernen und probieren können, sondern auch Einblicke in sehr schwierige Lebensumstände erhalten.
Gelebt habe ich bei der Pfarrerfamilie Martínez, (im Bild v.r.n.l.: Pfarrer Israel Martínez, seine Frau Loraci, Luise, Sohn Leandro), welche hauptsächlich in der Gemeinde San Marcos im Norden der Stadt tätig sind. Es handelt sich dabei um einen sehr steilen Berghang, der hauptsächlich von Armen bewohnt wird, so zum Beispiel von Menschen, die aus ihren Wohnorten von den Narcos (Drogenbanden) vertrieben wurden und in denen Gewalt, Teenagerschwangerschaften und Drogenhandel Normalität sind. Es ist wirklich inspirierend zu sehen, mit welchem Engagement und Ausdauer die ganze Pfarrersfamilie sich diesen Schwierigkeiten stellt und aktiv für die Verbesserung der Umstände im Barrio, im Stadtviertel, arbeitet!
Die Gemeinde Adelsberg unterstützt die Arbeit von Pfarrer Martínez durch Spenden sowie SchülerInnen aus der Gemeinde San Marcos durch ein Patenschaftsprogramm. Die Hauptverantwortliche für die Patenschaften ist Stella Paz, eine sehr herzliche Frau, die mir einen tiefen Einblick in diese Arbeit ermöglicht hat: Sie hat mich mit zu Hausbesuchen zu Familien genommen, welche ins Patenprogramm aufgenommen werden könnten, hat mich mit zu den Schuleinkäufen für mehr als 10 Patenkinder mitgenommen, sowie zum Kauf der Weihnachtsgeschenke für die Patenkinder aus der Gemeinde. (im Bild unten: Patenkinder mit Eltern und Stella)
Neben diesen Einblicken in die Gemeinde San Marcos habe ich auch andere Gemeinden kennenlernen können und wurde zur Teilnahme an deren Weihnachtsbibelwochen für die Kinder eingeladen und durfte am Ende die Weihnachtsgeschenke überreichen. Ganz besonders in Erinnerung ist mir dabei die Gemeinde „la María“ in Piedecuesta (einer Nachbarstadt von Bucaramanga), welche eine Missionsgemeinde von Pfarrer Martínez ist. Dort ist die allgemeine Situation wahrscheinlich sogar noch prekärer als im Norden von Bucaramanga. (Im Bild unten die Nachbarhäuser von „la María“)
Alle diese Eindrücke haben mir verschiedene Sachen vor Augen geführt. Zum einen, welches Privileg es ist, in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein, dazu noch in einem liebevollen und sicheren Umfeld, mit so einfachem Zugang zu Bildung. Zum anderen, dass es weltweit so viel Ungerechtigkeit und Ungleichgewicht gibt, dass wir mit unseren jeweiligen Ressourcen versuchen sollten, dem entgegenzuwirken. Familie Martínez, Stella und so viele andere Leute machen täglich vor, wie es geht - ich hoffe, dass es mir auch gelingt!
Liebe Grüße von Luise Förster