Ein Auslandsjahr hat Langzeitfolgen
Es gibt Ereignisse und Phasen im Leben, die einen besonders prägen. Für uns (Charli und Lisa) war der Auslandsaufenthalt eine dieser Zeiten. Das neue internationale Umfeld, die völlig andere Kultur und damit verbunden der Ausbruch aus der eigenen gewohnten Welt haben unseren Blick auf diese und Gottes Mission total geweitet und verändert und diese Veränderung wird man so schnell auch nicht wieder los. Aber was genau haben Kambodscha und der Senegal mit uns gemacht?
Lisa berichtet: Ich hatte während meines Freiwilligendienstes in Kambodscha das große Privileg im Projekt „Clothed in Dignity“ mitzuhelfen, einem Nähzentrum, das benachteiligten Frauen aus einem Dorf die Möglichkeit gibt, das Nähen zu erlernen und damit ein festes Gehalt zu verdienen. Vor allem aber finden täglich Andachten und regelmäßig Englisch- und/ oder Matheunterricht und Fortbildungen statt, die den Frauen zeigen sollen, dass sie einen Wert haben, zu etwas fähig sind und, wie der Projektname auf Deutsch sagt: in Würde gekleidet sind. Das Dorf liegt nämlich nahe am Müllberg der Stadt, wo sie jahrelang Tag für Tag nach Brauchbarem zum Weiterverkaufen, Futter für die Schweine oder Dosen zum Recyceln suchten – eine besonders harte und entwürdigende, perspektivlose Tätigkeit.
Die Mitarbeit im Projekt, aber vor allem die Frauen selbst haben mein Denken sehr verändert. Besonders, in einer Zeit, als wir die Aufgabe hatten, die Lebensgeschichten der Frauen aufzunehmen, wurde mir mit reichlich Tränen bewusst, in welchem Überfluss sowohl an Materiellem, aber auch an Bildung, Versorgung,… ich lebe und wie wenig ich davon ab- und weitergebe. Jesus zeigte mir, wie heuchlerisch es ist, von einem Gott zu reden, der barmherzig, aufopferungsvoll, freigebig ist, sein Leben gab und Menschen in Liebe begegnet und dann nicht selbst auch so zu handeln. Es ist falsch, im Hinblick auf Leid und Ungerechtigkeit die Frage zu stellen: „Wo ist Gott ?“. Die Frage ist: „Wo sind Gottes Leute?“. Ich durfte lernen, dass es in meinem Leben nicht um mich geht, sondern darum, ihn zu verherrlichen, indem ich anderen Menschen diene und helfe mit dem, was er mir anvertraut hat, denn wir alle haben diese Verantwortung als seine Botschafter. Paulus drückt es so aus: „Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“ Ich wünsche sowohl dir als auch mir, dass wir das immer mehr verstehen und freue mich, davon zu erzählen, wie Gott mir das aus Gnade wirklich etwas mehr zu verstehen gegeben hat.
Charli berichtet: Ich habe mein Jahr in einem super-multikulturellen Umfeld verbracht: Am BCS, einem Internat für Missionarskinder, kommen Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Obwohl ich gerade selbst erst aus der Schule kam, durfte ich an diesem Ort in die Rolle des Lehrers schlüpfen. In den ersten Wochen habe ich noch etwas im Unterricht assistiert, aber schnell wurde ich komplett ins kalte Wasser geschmissen und habe alleine verschiedenste Klassen in ganz unterschiedlichen Fächern unterrichtet. Das war für mich besonders am Anfang eine riesengroße Herausforderung! Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erlebt, was es heißt, wirklich komplett von Jesus und seiner Versorgung abhängig zu sein- denn alleine hätte ich diesen ganzen Unterricht nicht geschafft. Ich bin so dankbar, dass ich in dieser Weise Gottes treue Versorgung Tag für Tag erleben durfte. Gott hat mich aber nicht nur durchgetragen, sondern mir auch wunderbare Beziehungen zu den Schülern und eine ganz große Liebe für sie geschenkt. Missionarskinder sind schon irgendwie besonders: Sie leben in mindestens zwei Kulturen gleichzeitig und sind aber dabei in keiner so richtig zu Hause. Ich durfte lernen, was es für Familien heißt, in einem fremden Land Gott zu dienen und welchen Herausforderungen Eltern und Kinder gegenüberstehen. Was für ein Privileg, dass ich ihnen am BCS ein Jahr lang dienen durfte! Ganz nebenbei habe ich es natürlich sehr genossen, die senegalesische Kultur näher kennenzulernen. Ich freue mich schon darauf, von dem Jahr zu erzählen, in dem ich super viel Lustiges, Verrücktes, Schönes, Berührendes und Herausforderndes erlebt habe und dabei ganz viel lernen durfte.
Falls wir euer Interesse jetzt geweckt haben und ihr noch genauer hören möchtet, was wir in diesem Jahr mit Gott erlebt haben und was er uns gelehrt hat, dann möchten wir euch ganz herzlich am 29.09.22 um 19 Uhr zu einem entspannten Kambodscha-Senegal-Abend ins Pfarrhaus Adelsberg einladen. Wir würden uns freuen, euch dort zu sehen!
Charlize Grötzschel und Lisa Fischer