Partnergemeinde in Kolumbien: Situation im Land spitzt sich zu
In Kolumbien kommt es seit mehreren Tagen zu Ausschreitungen. Das verschlimmert die Situation für die Bevölkerung, die bereits unter den Folgen der Pandemie zu leiden hat. Pfarrer Israel, seine Frau Loraci und Vanessa, ein mittlerweile erwachsenes Patenkind von einer Familie aus unserer Gemeinde, berichten.
Die Pandemie grassiert hier in Kolumbien weiter, die Intensivstationen der Krankenhäuser sind zu 100% ausgelastet.
Trotzdem gehen derzeit viele Menschen auf die Straße, um zu protestieren. Jüngst hatte die Regierung eine Steuerreform durchgeführt, um den von der Pandemie arg belasteten Staatshaushalt etwas zu sanieren. Steuervergünstigungen auf Lebensmittel sollten wegfallen und die Abgaben auf die Rente und für die Sozialkassen steigen. Und das in einer Zeit, in der 47 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen sind, die Anzahl der Betroffenen von drei Millionen auf acht gestiegen ist.
In der Bevölkerung war die Reform heftig umstritten. Seit 28. April kommt es zu Ausschreitungen in verschiedenen Städten, auch in Bucaramanga. Demonstranten plündern Läden, zerstören Bankgebäude, zünden Busse an... Die Polizei geht mit Tränengas, Blendgranaten und offenbar teils gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Auch das Militär ist im Einsatz.
Es gibt Tote und Verletzte, weitere Menschen werden vermisst (Pf. Israel schreibt von desaparecidos – Menschen, die mutmaßlich von der Regierung heimlich verhaftet oder entführt werden und oftmals ums Leben kommen). Die Zustände im Land sind chaotisch. Mittlerweile hat die Regierung die Reform zurückgenommen. Die unzufriedene Bevölkerung protestiert weiter gegen korrupte Politiker und unnötige Staatsausgaben fürs Militär.
Pfarrer Israel und Loraci berichten, dass es ihnen trotz alledem gut gehe. Sie bleiben in ihrer Wohnung, wo sie in Sicherheit sind. Von dort hören sie die Demonstranten und die Einsatzkräfte. Transporter versperren die Haupt-Zufahrtstraßen zu den Städten. In ersten Orten werden die Lebensmittel knapp. In Bucaramanga kommen auf den Lebensmittelmärkten nur noch 30 Prozent der Produkte an. Das, was es zu kaufen gibt, ist sehr teuer.
„Wir beten dafür, dass der Generalstreik schnell zu Ende geht. Denn nach diesen Demonstrationen breitet sich Covid19 weiter aus und das Land bricht zusammen. Wir bitten um eure Gebete für unser Land“, schreibt Vanessa. „ Es sind schwierige Zeiten, aber wir vertrauen darauf, dass Gott treu ist und uns nicht verlässt. Er hat uns schon vor so viel Schrecklichem bewahrt. Wir hoffen, dass die kommenden Zeiten bessere werden.“
Auch für die kommenden Tage seien große Demonstrationen angekündigt, schreibt die Süddeutsche Zeitung (4. Mai 2021)