Rückblick: Gemeindearbeit in Coronazeiten
Es löste einen kleinen Schock aus, als am Sonnabendmorgen die Information aus dem Landeskirchenamt eintraf, wonach am nächsten Tag keine Gottesdienste in der sächsischen Landeskirche stattfinden sollten. Das war am 14. März. Noch am Donnerstag hatte der Kirchenvorstand beraten, wie in Corona-Zeiten Abendmahl gefeiert werden soll. Keine 36 Stunden später war der Beschluss dazu hinfällig, weil gar keine Gottesdienste mehr stattfinden durften. Ratlosigkeit breitete sich aus.
Und dennoch begannen sich schon am ersten Wochenende nach dem Shutdown Dinge anzubahnen, die später umso wichtiger wurden und als Gewinn der Krise in Erinnerung bleiben werden. Der erste Livestream-Gottesdienst der sächsischen Landeskirche konnte am Sonntag Okuli, dem 15. März, aus Kleinolbersdorf ausgestrahlt werden. Der wenige Tage zuvor zum Landesbischof gewählte Tobias Bilz hielt die Predigt, seine erste im Amt des Bischofs und noch vor seiner offiziellen Amtseinführung.
Die Übertragung gelang gut, zeitweise wurde an mehr als 1200 Bildschirmen an diesem Sonntagmorgen dem Geschehen in der Kleinolbersdorfer Kirche zugeschaut. Auch das Wort des Landesbischofs zur Coronakrise wurde in Kleinolbersdorf aufgenommen.
Diese Übertragung lag noch in der Verantwortung der Landeskirche, aber sie zeigte, welche Chancen sich auftun, wenn der Besuch öffentlicher Gottesdienste nicht möglich ist. Von Sonntag Palmarum an konnten auf der Internetseite unserer Gemeinde eigene Gottesdienste geschaut werden - nicht als Livestream, wohl aber als Aufzeichnung. Allein unser Ostergottesdienst ist mehr als 450 mal im Netz aufgerufen worden. Es wird zu überlegen sein, wie wir mit diesem Format in der Nach-Corona-Zeit umgehen wollen. Ganz herzlich danke ich an dieser Stelle allen, die diese Gottesdienste in ihrer Vielfalt mit vorbereitet und ausgestaltet haben. Ein besonderer Dank gilt dabei Robin Kuzmowicz, der die technische Umsetzung zu verantworten hatte.
Daneben wurden andere Projekte in diesen Wochen entwickelt, etwa das „Wort zum Tag“ auf unserer Internetseite. Verfasst von Gemeindegliedern konnte bis Anfang Mai jeden Tag ein kleiner Text der Ermutigung nachgelesen werden. Manchmal ernst, manchmal humorvoll, immer authentisch und geistlich gehaltvoll, so habe ich diese Beiträge erlebt; eine gute Erfahrung für die Verfasser und für die Leser; eine Aktion, die sich vielleicht in anderen Zeiten wiederholen lässt.
Überhaupt wurde unsere Internetseite mehr und mehr zur Kommunikationsplattform. Dabei sind wir mit dieser Seite erst im Februar so richtig ins Netz gegangen. Gerade rechtzeitig also, um sich in der Coronazeit bewähren zu können und unter www.ckgc.de bekannt zu werden. Den Machern und Betreuern unserer Homepage möchte ich an dieser Stelle für ihr Engagement ausdrücklich danken.
Der Osterweg in Adelsberg und Kleinolbersdorf ist von vielen als beeindruckende Ostererfahrung beschrieben worden, unser Ostergruß an die „Risikogruppe“ der älteren Gemeindeglieder ist mit vielfacher Unterstützung gut angekommen. Die Andachten an den Wochentagen und den Sonntagen sind von vielen Ehrenamtlichen in großer Selbstverständlichkeit mit durchgeführt worden, genauso wie sich immer wieder Mitarbeiter gefunden haben, die sich beim Projekt „Offene Kirche“ eingebracht haben. So wurde es möglich, dass unsere Kirchen trotz Gottesdienst– und Kontaktverbot aufgesucht werden konnten. „Offene Kirche“ ist eine seelsorgerliches Angebot, das in Krisenzeiten von Menschen genutzt wird, um ihrer Seele etwas Gutes zu tun. Auch in Nicht-Krisen-Zeiten will die Seele gepflegt werden, deshalb möchten wir „Offene Kirche“ auch weiterhin gern anbieten und suchen dafür Unterstützer.
Spannend war die Corona-Zeit auch für Konfirmanden. So wurde das Konfi-Projekt als ZOOM-Meeting angeboten. Dazu gab es Actinbounds zu bearbeiten und Challanges sorgen für Abwechslung im sonst etwas tristen Corona-Alltag zuhause. Auch die JG`ler erlebten ihre Treffen als ZOOM-Konferenz im Netz, einmal sogar mit internationalen Gästen, die aus Manchester in Mittelengland zugeschaltet waren.
Die Mitarbeiter im Kinderhaus nutzten die ungewöhnliche Zeit, um das aufzuarbeiten, wozu sonst die Zeit fehlt. Auch im Außengelände des Kindergartens konnte vieles in Ordnung gebracht werden. Die Vogelnestschaukel schaukelt wieder, ein großes Tor wurde in den Zaun eingebaut, das hintere Gartentor versetzt. (siehe Bericht Kiga Seite). Gefreut hat uns auch die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern, deren Hilfe wir gern bei Arbeitseinsätzen im Kindergarten, auf den Friedhöfen, im Kirchenwald, in den Kirchen oder auf der Baustelle im Gemeindehaus in Euba in Anspruch genommen haben. Herzlichen Dank an alle Mitarbeiter und ehrenamtlichen Unterstützer.
All diese Aktionen aufzuzählen, die trotz - oder gerade wegen - Corona ins Leben gerufen wurden, könnte den Eindruck erwecken, als seien diese Wochen nur so vom Erfolg gekrönt gewesen. Es soll nicht verschwiegen werden, welche Verluste und Einschränkungen verkraftet werden mussten. Seit Mitte März gab es keine öffentlichen Gottesdienste mehr, keinerlei Gruppen und Kreise, keine Festgottesdienste zu Ostern, keine Osternacht, keine Osterwanderung, keinen Posaunengottesdienst, keine Konfirmation zu Pfingsten. Der Glaubenskurs wurde unterbrochen, das Projekt „Abendmahl mit Kindern“ ausgesetzt, kein Osterbasteln, kein Kirchenkino, keine Proben der einzelnen Chöre, daher keine Aufführungen zu Karfreitag, Ostern oder Kantate. Das Schul- und Heimatfest in Reichenhain ist abgesagt, genauso wie das 35jährige Posaunenchorjubiläum in Kleinolbersdorf.
Damit ist die Liste dessen, was nicht stattfinden konnte und immer noch nicht wieder stattfinden darf, keinesfalls vollständig. All das hat Schmerz ausgelöst und tut es noch immer. Fragen werden aufgeworfen, Unsicherheit macht sich breit. Wie verwundbar ist unser scheinbar so sicheres Leben, wie bedroht ist unsere Welt? Dennoch, das oft zitierte Wort von der Krise als Chance hat sich auch in dieser Situation bewahrheitet. Wir haben trotz aller Einschränkungen versucht, als Gemeinde wahrnehmbar zu bleiben und Hilfe zu geben, um die Krise mit den Mitteln des Glaubens zu bewältigen. Uns trägt auch in solch bewegten Zeiten das Vertrauen auf Gott, der in Christus selbst zur Welt gekommen ist, der am Leiden der Menschen Anteil genommen hat, und dessen Absicht es ist, uns aus allen Ängsten zu erlösen. Daran glauben wir und in Krisenzeiten muss sich dieser Glaube bewähren. Der Apostel Paulus schreibt daher an die Christen in Rom: „Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bewirkt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Römer 5, 3-5)
Pfarrer Daniel Förster